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Fulminantes Antrittskonzert mit Mozarts Requiem

Mozart Requiem in der Schlosskirche
Datum:
22. Nov. 2021

Der mutigste Chor Bayreuths

„Sie sind der mutigste Chor in ganz Bayern“ – so begrüßte Claudia Schwamm, die Obfrau des Orchesters „La Banda“, die circa 50 Sängerinnen und Sänger des Chors der Schlosskirche Bayreuth bei der Generalprobe für die beiden Mozart-Konzerte am Wochenende des Christkönigssonntags. Was sie damit meinte, war allen Beteiligten sofort klar; hatten doch alle in den Tagen vor den Konzerten gebangt, ob die Aufführungen am Samstag- und Sonntagabend in der Bayreuther Schlosskirche noch ohne größere Einschränkungen über die Bühne gehen können, nachdem sich die Pandemie-Lage in der zweiten Novemberhälfte deutlich zugespitzt hatte.

Zum Glück für Musiker und Publikum konnten die drei Sätze aus den „Vesperae solennes de Confessore“ (KV 339), die Maurerische Trauermusik (KV 477) sowie das Requiem (KV 626) von Wolfgang Amadeus Mozart vor zahlreichen Zuhörern in der an beiden Abenden gut gefüllten Schlosskirche zum Klingen gebracht werden.

Die Konzerte mit dem virtuos spielenden Barockorchester „La Banda“, Frieda Jolande Barck (Sopran), Nathalie Flessa (Alt), Thomas Kiechle (Tenor), Niklas Mallmann (Bass) und dem Chor der Schlosskirche Bayreuth waren zugleich der fulminante Einstand des jungen Regionalkantors Sebastian Ruf an seinem neuen Wirkungsort, der Schlosskirche in Bayreuth.

Der Abend glich in seiner Dramaturgie einem Schauspiel, in dem der Mensch zwischen der Furcht vor dem ewigen Tod und der Hoffnung auf ein Leben in Fülle hin- und hergerissen wird. Regionalkantor Ruf und allen Mitwirkenden gelang es, die vielen Zuhörer in den Bann der Musik zu ziehen und sie auf eine geistig-geistliche Reise vom Irdischen zum Himmlischen mitzunehmen. Wunderbar und berührend musiziert und gerade in dieser Zeit so ungeheuer symbolträchtig. Die Besucher mit den Masken entwarfen ein beinahe mittelalterliches Bild der unsichtbaren Bedrohung und Bedrücktheit. Dann aber spricht Mozarts unsterbliche Musik vom Tod, aber auch von Hoffnung und Zuversicht: per aspera ad astra in lux aeterna.

Mit der vom Tenor solistisch vorgetragenen eindringlichen Bitte, „Deus, in adiutorium meum intende“, dem Introitus zu den Vespergottesdiensten der Kirche, begann der Abend. Festlich, lebensfroh, ja geradezu himmelhochjauchzend setzten der jubilierende Chor und Orchester mit dem „Dixit dominus“ aus den Vesperae ein. In hartem Gegensatz dazu stand der Psalm „Laudate pueri“, bei dem sich Mozart stark an den spröderen und herberen Klängen des frühen Barock orientierte. Versöhnlich war schließlich der Ausklang der drei Psalmvertonungen mit dem himmlisch schwebenden „Laudate Dominum“, dem Frieda Jolande Barck mit ihrer einfühlsamen Sopranstimme strahlenden Glanz verlieh.

Umso stärker war dann der Kontrast zum gänzlich dunklen, von Seufzermotiven durchsetzten Beginn der Maurerischen Trauermusik. Endlich fielen aber auch hier Lichtstrahlen in die zunächst hoffnungslose Finsternis: Das d-Moll des Beginns hatte sich am Ende des Musikstücks in einen strahlenden D-Dur-Akkord gewandelt.

Fragend, klagend und seufzend setzte dann der Introitus des mozartschen Requiems ein und führte damit die Thematik des Abends fort. Bangen und Zagen, Schrecken und Furcht spiegeln sich ebenso in dieser letzten Komposition des Salzburger Meisters wie die Hoffnung auf Erbarmen und göttliche Majestät. Sinnbildlich für die Zerrissenheit des Menschen zwischen oben und unten, Tod und Leben klang der Abend mit der leeren Quinte aus, die den Schlussakkord in Mozarts Totenmesse bildet. Hoffnung bot der festliche Raum der Schlosskirche: Über den Köpfen des Publikums ist dort im großen Deckengemälde die Himmelfahrt Jesu zu sehen. Ein Zeichen der Verheißung, dass dem Drama des Menschen ein guter Ausgang beschieden sein wird.

Die konsequente Einhaltung der 2G-Regel und die FFP2-Maskenpflicht für das Publikum ermöglichten den vielen Besuchern trotz räumlicher Nähe ein sicheres Konzerterlebnis.

Das Auditorium dankte an beiden Abenden mit stürmischem und lang anhaltendem Applaus dem fulminanten Chor, den perfekt harmonierenden Solisten und dem spielfreudigen Orchester. Sebastian Ruf hat mit seinen ersten Konzerten in Bayreuth einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Dr. Heiko Weiß